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Ingenieure Bamberger

Die Beleuchtung im Ulmer Münster wurde mit dem ersten Preis bei den internationalen Lighting Design Awards in London und auch mit dem Deutschen Lichtdesign-Preis gekürt.
– Wenn das Büro Ingenieure Bamberger aus dem bayrischen Pfünz namhafte Kirchen, Museen, Hochschulen, öffentliche Räume in Deutschland und Europa beleuchtet, dann geht es immer darum, Licht als integralen Bestandteil der Architektur zu sehen. Und dabei eine Atmosphäre zu kreieren, die den Menschen gerecht wird. Buschfeld stützt diese Ansicht. Als langjähriger Partner vieler Projekte. Ein Gespräch mit Walter Bamberger.

Walter Bamberger

Wie haben Sie Buschfeld kennengelernt?
Das war noch auf der Weltlichtmesse Hannover. Ich habe die Situation heute noch vor Augen: Professor Hans Buschfeld hatte seinen ersten Messestand. Der war komplett schwarz gestaltet. Hans Buschfeld war schwarz gekleidet, ich auch. So kamen wir ins Gespräch. Seitdem arbeite ich viel mit Buschfeld zusammen. 

Können Sie ein paar gemeinsame Projekte nennen?
Es sind viele historische Gebäude. Das Ulmer Münster, der Dom Augsburg. Das Klostermuseum Heidenheim. Der Kölner Dom. Oft geht es um maßgeschneiderte, sehr ausgefeilte Lichtlösungen. Unser Büro arbeitet ja an unterschiedlichsten Projekten. Wir suchen uns die passenden Partner für die entsprechende Aufgabenstellung aus.
 

Ulmer Münster. Die Stehleuchten Tri Floor48 tragen die Ninety-Five S Leuchten. Minimalinvasive Beleuchtung für denkmalgeschützte Räume.

Was wäre typisch für eine Projektanforderung, bei der Sie Buschfeld hinzuziehen würden?
Wenn wir filigrane, sehr flexible, individuelle Lichtlösungen etwa in Museen, in Kirchen kreieren müssen. Ein Beispiel dafür ist der barocke Kaisersaal im Kloster Ebrach. Da haben wir mit Buschfeld eigens Radleuchten entworfen und umgesetzt. Auch im Kölner Dom wird eine maßgeschneiderte Lösung verwendet. Denn die Auslegerleuchten im Lang- und im Querhaus werden auf LED umgerüstet. Buschfeld macht die Adaptionen der vorhandenen Leuchten für qualitativ sehr hochwertige LED Leuchtmittel (des Herstellers Soraa.) Im Ulmer Münster haben wir gemeinsam einen Sonderbau mit Stehlen für die Kapellen entwickelt. Es gibt ein Buschfeld-Profil, bei dem um 120 Grad versetzt die Stromschiene eingearbeitet ist. Dort haben wir drei Steuer- und Dimmkanäle integriert, die man unabhängig voneinander bedienen kann. So beleuchten wir Altäre, Böden und die Architekturhülle und können Lichtszenen bilden.

Es handelt sich also oft um Licht für historische Bauwerke. Was sind die besonderen Herausforderungen bei solchen Projekten?
Um eine gute Beleuchtung zu machen, ist es wichtig, die Geschichte des jeweiligen Bauwerkes zu kennen und zu verstehen: Ich gehe dazu oft sogar in Archive. Denn jedes Gebäude hat eine eigene Sozialisierung, Spiritualität und Kultur aus seiner Entstehungszeit. Ein Beispiel: Der Freisinger Dom stammt aus dem 12. Jahrhundert. Im Zuge von Renovierungsarbeiten wurde im 18. Jahrhundert eine barocke Kirche daraus gemacht. So denkt jeder heute, es sei eine barocke Kirche. Aber das stimmt eben nicht. Mit dem Gebäude ist über die Jahrhunderte etwas passiert. Daraus ergibt sich die Fragestellung: Warum? Was war die Ursache? – Nur wenn ich das begriffen habe, kann ich mir Gedanken darüber machen, wie sich der Raum mit Licht anfühlen muss.

Wenn ich die Geschichte und Architektur eines Bauwerks verstanden habe, kann ich mir Gedanken machen, wie sich der Raum mit Licht anfühlen muss.

Der Inhalt bestimmt also Art und Umfang der Lichttechnik, die Sie planen...
Wir sind nicht allein unterwegs in dieser Welt. Insofern gilt: Bei einem historischen Bauwerk gehe ich zunächst in einen Dialog mit dem Erdenker, dem Architekten, das leider nicht live führbar ist. – Was haben die Menschen damals gedacht? Um ein angemessenes Lichtkonzept zu entwickeln, halte ich es für wichtig, solche Dinge zu wissen. Wenn ich ein neues Gebäude beleuchte, dann spreche ich mit dem Architekten über die Hintergründe. – Man muss Gespräche führen, um zu verstehen. – Und dann kommt unsere Arbeit ins Spiel. Dabei haben wir mit den technischen Funktionen des 21. Jahrhunderts einige Optionen: Zum Beispiel dass wir die gesamte Archi-tektur verstärken, ihr eine definiertere Aussage geben. Dass wir einzelne architektonische, historische, aktuelle Aspekte auch gezielt beleuchten, inszenieren, sichtbar machen. Oder eine bestimmte Atmosphäre schaffen.

Klingt nach aufwändiger Lichtapparatur...
Wir sind kein Büro, das Architektur mit Leuchten macht. Wir machen Architektur mit Licht. Wenn das bei einer historischen Architektur gut gelingt, dann ist es der Versuch einer Transformation der Entstehungszeit eines Bauwerks ins Heute! Ist das Licht in einem Bauwerk ausschaltet, dann sollte man den Raum erleben können und dabei möglichst wenig Leuchten sehen.

Sie haben sechs Thesen der Lichtarchitektur formuliert. Eine davon lautet: Licht hat eine Botschaft zu vermitteln. Welche?
Raum und Zeit zu dokumentieren! – Licht ist ein sehr mächtiges Element, das immer den Kontext und die Farbe braucht. Grob gesagt, entsteht der Raum aus diesen drei Elementen. Wenn ich einen Kontext, eine Textur, sprich Wände mit irgendeiner Oberfläche, und Farbe habe, aber kein Licht, dann ist es finster. Man sieht nichts. Dann habe ich quasi keinen Raum mehr.

St. Kassian in Regensburg

Heute lässt sich das Tageslicht dank moderner Technik sekunden-genau durch künstliche Beleuchtung ergänzen.
Genau. Es ist ein Instrumentarium, um gute Lichtlösungen umzusetzen. Digitale Lichttechnik erzeugt aber auch viele Probleme.

Zum Beispiel..?
Viele Leuchtenhersteller bieten zwar aktuellste Steuerbarkeiten und Funktionen. Sie sind aber immer gehalten, ein neues System dazu zu entwickeln. Dadurch entsteht eine unübersichtliche Vielfalt und Komplexität. Oft sind die Produkte auch nicht miteinander kompatibel.

Was ist in Zukunft wichtig für die Beleuchtung?
Eine Art Einfachheit. – Das schätze ich übrigens bei Buschfeld: Buschfeld hat das Thema Schiene. Minimalistischer, kleiner geht es nicht mehr. Buschfeld betreibt Produktpflege. Ohne zig neue Systeme auf den Markt zu bringen. Und stellt gleichzeitig seine Produkte technologisch auf den Kopf. Denn in dieses minimalistische Buschfeld System mit den dezenten Formen lässt sich Digitalisierung und Steuerbarkeit integrieren. Lichtköpfe verschiedener Spielarten werden intelligent gemachen. So dass man jede Leuchte, jeden Lichtkopf einzeln anfunken kann. Buschfeld bleibt damit seiner Linie – über Jahrzehnte an einer Basisentwicklung festzuhalten und diese fortzupflegen – treu. Das ist für mich technologischer Fortschritt an vorderster Front.

Sie arbeiten seit Jahrzehnten kontinuierlich mit Buschfeld zusammen. Was ist die Basis dafür?
Dieser große Buschfeld-Minimalismus, den ich gerade beschrieben habe, stellt für uns so etwas wie einen Bau-kasten dar. Das Werkzeug, das uns befähigt, unserem Anspruch gerecht kreativ tätig zu werden. In aller Regel fordern unsere Projekte ja immer wieder neue Ansätze, Gedanken heraus. Mit jedem Anruf bei Buschfeld stellen wir völlig andere Aufgaben. Buschfeld hat die Offenheit und Wendigkeit, sich in diese Projekte tief einzuarbeiten.


Das Gespräch führte Kathrin Spohr.