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Mailänder Licht Design

Wer „Mailand“ hört, denkt direkt an Design. – Den Nachnamen Mailänder zu tragen, könnte eine Vorbestimmung sein, zu gestalten. Genau das macht Dirk Mailänder mit Licht.  Als Architekt und gelernter Elektroinstallateur hat er ein Büro für Lichtplanung in Köln und kreiert Beleuchtungen für ein weites Spektrum an modernen und historischen Bauten, darunter namhafte Kirchen, Museen. Auch der Hauptbahnhof Köln, Unternehmen wie T-Mobile, Canyon oder Ströer gehören zu seinen Kunden. Seit Jahren kooperiert Mäilander Licht Design regelmäßig mit Buschfeld.
 

Photo: Dirk Mailänder


Worum geht es Ihnen, wenn Sie Beleuchtung planen?
Es ist mir wichtig, die Wesensform der jeweiligen Architektur zu verstehen, damit sich später das Licht in seiner Wirkung – nicht in der Dominanz der Leuchten – entfalten kann. Ich suche also nicht eine Leuchte aus einem Katalog aus, die schön passt. Sondern überlege: Wie wird das Licht Teil der Architektur, wie integriert es sich als formale Sprache, etwa auch in Deckenlandschaften oder in Aufbauten? Ich versuche zu ergründen: Was muss, sollte die Ergänzung zur Architektur in der Beleuchtung sein? Wie soll der Raum nachher aussehen, und welche Stimmungen soll das Licht gestalten können? Was ist der Fokus, was wollen wir sehen? Wie kann man eine moderne Architekturhaltung mit einer modernen Lichthaltung begleiten? – Einspannender Prozess! Ich versuche auch heraus zu spüren, welche der aktuellen Leuchten und Designs die Chance haben, als zeitlos zu gelten. – Man kann nur mutmaßen, aber es ist zumindest mein Anspruch. Denn die Projekte, die wir machen, sollten ja auch nach 10 bis 20 Jahren so sein, dass man sie noch gerne anschauen mag. Nicht der schnelle Konsum, sondern die Langlebigkeit der Gestaltung ist für mich das hohe Ziel – da sind sich die Philosophien von Buschfeld und Mailänder übrigens sehr ähnlich!

Wie gehen Sie dabei vor?
Wir denken erst einmal: Analysieren die Situation gründlich. Und entwickeln eine abstrakte Idee. Damit folgt das Konzept für die Beleuchtungsart: Wird direkte, indirekte Beleuchtung, Wall-Washing, Detail- und Punktbeleuchtung usw. gebraucht. Im nächsten Schritt überlegen wir, mit welcher Leuchte wir das erreichen.

Wie hat sich Lichtplanung in den letzten Jahren verändert?
Vieles ist heute digital, vom Entwurf bis hin zur Umsetzung. Wir machen zwar Computer Visualisierungen, nutzen Lichtberechnungsprogramme. Doch einen Entwurfsprozess so perfekt auszuformulieren, dass man in der Realisierung dann der Visualisierung hinterherläuft, das ist meiner Meinung nach nicht gut. – Weil Dinge visualisiert werden können, die jenseits der physikalischen Grenzen liegen. Daher zeichnen wir Ideen und Gedanken immer noch gerne aufs Papier. Weil es in der Kommunikation viel direkter, unprätentiöser, einfacher, lockerer ist. Diese klassische Herangehensweise ist spannend, denn sie ist offen für Veränderung und Entwicklung im Prozess: Erst einmal eine Idee umreißen und dann an die Realität Schritt für Schritt herantasten. Denn es kann sein, dass der theoretische Vorschlag gut ist. Es kann aber auch sein, dass wir Überraschungen erleben. Und dann sind wir und der Kunde mit Handskizzen nicht so vorfixiert auf das eine Visualisierungsergebnis.

Was hat sich im Beleuchtungsbereich noch verändert?
Heute haben wir ganz andere, vielfälti-gere Möglichkeiten in der Beleuchtung, allein schon durch Reflektortechniken. Nehmen wir zum Beispiel unsere Lichtplanung für Kirchen: Dort haben wir erreicht, dass die Besucher nicht mehr nur blendende Glühbirnen im Kirchenraum sehen. Stattdessen können sie jetzt Architektur wahrnehmen, wie etwa beim sanft beleuchteten, mittelalterlichen Kreuzgang des Bonner Münsters. Mit der Beleuchtungstechnik ist es heute möglich, Architektur ganz deutlich heraus zu formen. So lassen sich Raum und Historie optimal erschließen. Kultur lässt sich besser vermitteln!

Das klingt nach komplexen Aufgaben...
Es gibt heute unterschiedliche Beleuchtungsanforderungen, die in  einem Projekt, oft sogar in einem Raum zu sammengebracht werden müssen. In den modernen Büros wird nicht nur Licht zum Arbeiten sondern nach 17.00 Uhr auch Licht zum Chillen gebraucht. Stichwort Hybride Nutzungsformen. Kirchenbeleuchtung beispielsweise hatheute ein Spektrum, das von ganz feinem Kerzenlicht bis hin zur frohen lichten Erscheinung reichen kann. Denn Kirchen werden kulturell vielseitig genutzt. Wenn ein riesiger Chor dort auftritt, dann sind wir, was die Beleuchtungsanforderungen angeht, bei einem Konzertsaal. Ein ganz anderes Licht als bei einem Gottesdienst ist erforderlich. – Wir müssen uns in verschiedenste mögliche Nutzungssituationen im Voraus hineindenken.

Wie müssen Projektergebnisse sein, damit Sie zufrieden sind?
Ich mag es, wenn es nicht nur ein Lichtergebnis gibt, sondern wenn die Architektur zulässt, dass man unterschiedliche Lichtstimmungen generieren kann: Ein Spektrum abbilden von ganz feiner, warmen Atmosphäre bis hin zu einer großen Klarheit, Helligkeit.

Ich begreife mich nicht als Spezialist. Sondern umfassend denkend für das Gesamtprojekt.

Seit wann kooperieren Sie mit Buschfeld?
Ich habe Hans Buschfeld beim Projekt Expo 2000 in Hannover kennengelernt. Er hatte eine riesige Leuchtwand für den VIP Bereich entwickelt. Was mich bis heute freut: Mit Buschfeld einen Partner zu haben, mit dem man Ideen austauschen kann. – Wir sind auf solche Hersteller angewiesen, die nicht nur ihre Katalogware verkaufen, sondern auch interessiert daran sind, innovative Gedanken zu einem neuen Produkt weiter zu entwickeln. Und das geht mit Buschfeld hervorragend!

Welche aktuellen gemeinsamen Projekte gibt es?
Zum Beispiel die KFW Villa, das „ehemalige Literaturhaus“ in Frankfurt. Ein sehr erfolgreiches Projekt, wo auch der Ministerpräsident ein und aus geht. Es ist eine Gründerzeitvilla mit Stuck, die über einige Jahre sorgfäl-tigst renoviert wurde. Auch hier war die Herausforderung, einzelne Räume so zu beleuchten, dass sie unterschiedlichen Funktionalitäten gerecht werden: Im Erdgeschoss vier Räume zu repräsentativen Zwecken, oben ein großer Tagungsraum und zwei kleinere Ausstellungsräume. – Wir haben uns für das Buschfeld System entschieden, da es sehr unaufgeregt, sehr fein ist, sich minimalistisch in die Architektur integriert. Gleichzeitig hat es eine extrem hohe Kompetenz in der Lichtwirkung. Die Innovation dort: In drei pendelnde Rundleuchter mit einem Durchmesser von je 3,80 m hat Buschfeld eine Lichtmenge und -qualität integriert, die vor fünf Jahren nicht möglich war.

Wie sehen Sie die Zukunft der Lichtplanung?
Minimalisierung der Lichttechnik ist eine Entwicklung, die schon sehr konstant und lang andauert. – Viel kleiner kann es aber nicht mehr werden. Was wir brauchen ist viel Sensibilität und Verstand: Wir Lichtplaner sollten uns immer wieder darin schulen, Tages- und Nachtlichterscheinungen auf uns wirken zu lassen. Nebulöses diffuses Tageslicht oder strahlender Sonnenschein etwa erreichen uns innerlich. Die Assoziationen, die Stimmungen, die wir mit diesem natürlichen Licht haben, sind auch mit Kunstlicht möglich. Das muss man bedenken, wenn man Licht plant!

das Gespräch führte K. Spohr