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Isabel Hamm Licht

Isabel Hamm ist Designerin mit einem Master of Arts in Keramik und Glas, den sie in London am Royal College of Art erwarb. 2004 etablierte sie mit „Isabel Hamm Licht“ ihr eigenes Studio, das sich der Gestaltung von Glasleuchten und -lüstern als Einzelstücke oder in Kleinserien widmet. Weltweit geschätzt, kommen Isabel Hamms Kreationen Skulpturen gleich, werden zu Statements im Raum. Etwa auch die drei Leuchten Rondo Fano, Kitzbühel und Hamptead – Kooperationen mit Buschfeld.

Isabel Hamm

Woran arbeitest Du gerade?
Ich verpacke gerade drei neue Leuchten, die nach Rom gehen. Zuvor war ich in Teheran und habe meine Leuchten in der Schweizer Botschaft aufgehängt. Im Juni war ich in Athen, ebenfalls in der Schweizer Botschaft. Ich hatte auch einen größeren Auftrag in Moskau – eine Lichtinstallation mit 24 Kugeln in einem Treppenhaus. Deine Leuchten zeichnen sich durch handgefertigte Glaselemente aus.

Welches Glas verwendest Du?
Es ist Borosilikatglas. Ein techni-sches Glas (Jenaer Glas), das man in Chemielaboren nutzt. Der Vorteil: der Glasbläser arbeitet mit Glasstäben und -röhren. Das heißt, er braucht keinen Glasofen etc., sondern nur eine Glasflamme, um die Stäbe weiter zu verarbeiten. Insofern sind die Grundkosten relativ gering. Der andere ganz wesentliche Punkt: Borosilikatglas ist äußerst stabil, obwohl es sehr dünnwandig ist. Das bedeutet für die Leuchter: das Gewicht wird nicht zu groß. Außerdem hat es wenig Eigenfarbe – es ist sehr weiß. Darüber hinaus ist das Glas unempfindlich. Beispielsweise bei einem sehr kleinen Leuchter mit heißer Halogenbirne baut es keine Spannung auf. Wohingegen ein mundgeblasenes Hüttenglas sofort Spannung aufbauen würde.

Wo entstehen diese Glaselemente?
In Thüringen. Mein Glasbläser lebt dort. Zur Hälfte ist er Dozent in einer Glasfachschule und in der übrigens Zeit nimmt er freie Aufträge an. Er arbeitet so schnell, zuverlässig – wenn er nicht wäre, könnte ich mein Studio schließen.

Der Kronleuchter Rondo Fano 2 besteht aus 300 in Handarbeit frei geformten Glaselementen, die über den kreisrunden Buschfeld Schienen hängen.

Wie lang dauert es etwa bis die Gläser für einen Rondo Fano fertig sind?
Ein bis zwei Wochen. Es kommt auf die Größe und Anzahl der Elemente an. Ein einzelnes Glasteil braucht etwa 10 Minuten, bis es fertig ist.

Kreierst Du für Kunden individuell, oder suchen die Kunden aus Deinem Portfolio aus?
Beides. Ich kooperiere mit Architekten und Innenausstattern, die dann auch mit einer Idee auf mich zu kommen und fragen, ob ich beispielsweise auf Basis eines älteren Entwurfs etwas neues entwickeln kann. Vieles stößt die österreichische Architektin Monika Gogl an, mit der ich von Anfang an kooperiere. Sie baut gerade mit Arno Brandlhuber in Berlin ein neues Hotel- und Tagungszentrum. Und hat dafür Leuchten entworfen. Ich entwickele die Materialität. Diesmal werden es Keramikleuchten sein.

Wie startest Du Deine Projekte: Fährst Du immer zu Deinen Kunden und schaust Dir den Raum vor Ort an?
Je nachdem. Meistens bekomme ich einen Grundriss, ich fertige eine Zeichnung von der Leuchte und setzte sie in den Plan ein. Der Weg von der Idee zum Produkt dauert. Aber inzwischen kann man sich Vieles vorstellen und weiß, was funktioniert und was nicht. Wo andere Mock-ups bauen, mache ich oft nur noch Zeichnungen. Das reicht meis-tens. Da ich Einzelstücke baue, sehe ich diese Leuchten auch zum ersten Mal, wenn sie beim Kunden vor Ort hängen – es würde einfach zu lange dauern, eine Probehängung in meinem Studio zu machen. Da gehe ich immer ganz auf Risiko – meistens geht es auf. Mittlerweile präsentiere ich meine Arbeiten auch bei Architronic. Und oft bestellen die Kunden dann das, was sie dort sehen. Manche Leuchten habe ich auf Lager, andere fertige ich nach Auftrag. Oft sind es Varianten vorhandener Leuchten.

Es ist inspirierend, immer wieder mal neu über die eigenen Entwürfe nachzudenken. Das bringt einen weiter!

Woher kennst Du Buschfeld?
Buschfeld kenn ich natürlich schonlange, aber in direkten Kontakt kamen wir durch eine Veranstaltung in der Design Post Köln zum Thema Licht. Buschfeld hat mich damals angesprochen. Wir haben dann für die Light+Building 2014 die ersten Rondo Fano Leuchter kreiert: wir präsentierten einen großen Leuchter mit Doppelschienenring und einen weiteren mit einzelnem Ring. Ein voller Erfolg!

Wie kann man sich die Kooperation mit Buschfeld vorstellen?
Die Buschfeld-Schiene als Ring oder gerade geformt ist die Basis. Ich bringe die Glasteile ein, die mit der Schiene funktionieren. Oft greifen wir auf bereits bestehende Entwürfe zurück, die wir für die Buschfeld-Leuchte adaptieren. Ich stelle die Glasteile zur Verfügung, die von einem Glasbläser hergestellt werden. Buschfeld arbeitet ähnlich wie ich: wir gehen individuell auf Architekturen, Maße, Formate etc. ein. Man fängt bei den einzelnen Aufträgen nicht bei null an, sondern nutzt als Basis seinen Baukasten, baut darauf auf. Das ist eine besondere Leistung, die gut ankommt. Es ist super, dass wir beide in Köln sind und uns schnell treffen können, um Dinge zu bearbeiten, zu klären.

Welche Entwicklungen beobachtest Du bei Deinen Aufträgen?
Ein Beispiel: Die Leuchte Blossom. Ein relativ aufwändiges Glashandwerk. Die erste Version habe ich rund gefertigt. Die nächste auf Wunsch eines Berliner Kunden in länglich. Dann kam ein neuer Kunde aus Den Haag und wollte zwei von diesen Leuchten haben – was aber zu kostspielig gewesen wäre. Also habe ich Blossom abgewandelt, etwas vereinfacht. Daraus wurde Cloud. Ich entwickele Leuchtenvariationen nach dem Prinzip Trial und Error.Eine andere Sache: Früher habe ich die Leuchten meistens persönlich vor Ort installiert. Das ist ein wahnsinniger Aufwand, den die meisten Kunden nicht bezahlen können – umgekehrt kann ich diesen Service, für eine Leuchte durch halb Europa zu reisen, auch nicht immer bieten. Ich habe also überlegt: Wie kann ich die Leuchten so gut verpacken und verschicken, dass die Kunden, Lichtplaner vor Ort, sie selbst montieren und mit den oft filigranen Glaselementen bestücken können. Das ging über ein paar Jahre. – Inzwischen habe ich ein Verpackungssystem mit Montieranleitung entwickelt.

Und bezogen auf das Design der Leuchtkörper, was beschäftigt Dich da?
Je länger ich im Design tätig bin, desto interessanter werden für mich die technischen Aspekte. Die Formen stehen nicht mehr so im Vordergrund. Zum Beispiel bei den drei Leuchten für Rom: Hier war es mir wichtig, eine Möglichkeit mit Lasertechnik zu finden, um die Bauweise sowohl gestalterisch als auch produktionstechnisch sinnvoll zu machen.